Die 2014er Anglo Irish Bank LT2-Anleihen (WKN: A0BDY8, Stückelung 1.000 Euro) sind aktuell eine äußerst lukrative Investmentmöglichkeit mit überschaubarem Risiko. (hier finden Sie die Erklärung von LT2-Anleihen)
Nachdem irische Banken besonders hart von der Finanzkrise getroffen wurden, sprang der irische Staat ein und pumpte viele Milliarden Euro in Form von Eigenkapital und Staatsgarantien in die Institute, um die Banken zu retten und den völligen Absturz der irischen Wirtschaft zu verhindern. Nach diesem, für das 4-Millionen-Einwohner-Land, extrem hohen Staatsengagement und angesichts der Tatsache, dass sich die irische Wirtschaft zuletzt deutlich erholen konnte, ist nicht damit zu rechnen, dass der Staat eine der großen Banken des Landes in die Pleite schickt.
Das größte "Sorgenkind", die Anglo Irish wurde am 16.01.2009 verstaatlicht und steht als drittgrößte irische Bank (Bilanzsumme 85 Mrd. Euro) finanziell am schlechtesten da. Mit 22,3 Mrd. Euro per Ende März ist das Gesamt-Engagement des Staates (Aktienkapital + Staatshaftungen) aber so groß, dass eine Pleite dem irischen Steuerzahler nicht zugemutet werden kann, selbst wenn zur Erhaltung der Bank weitere Finanzmittel nachgeschossen werden müssen. Die aktuellste Hilfstranche in Höhe von 10 Mrd. Euro wurde erst Ende März gebilligt (Siehe Artikel) nachdem der Kapitalbedarf höher ausfiel als ursprünglich angenommen. Wahrscheinlich sind zu den 22,3 Mrd. noch einmal ca. 4,25 Mrd. Euro dazugekommen: 2,25 Mrd. Euro über die Platzierung von Anleihen mit Staatsgarantien (denn Haftungen wären nicht im Staatshaushalt, also den 10 Mrd. Euro, enthalten) und 2 Mrd. Euro, die Ende Mai eingeschossen wurden.
Zu erwarten ist, dass das Geschäftsmodell der Bank verändert und das Volumen erheblich verkleinert wird und Risiken abgebaut werden (inkl. Aufspaltung der Bank s.u.). So kann der Steuerzahler weiter darauf hoffen, dass das eingesetzte Staatsgeld zurückgezahlt wird bzw. dass die Investition zu einem angemessenen Preis aufgelöst werden kann. Mit einer Komplettabwicklung oder einer Insolvenz hätte der irische Staat Milliarden Euro in kürzester Zeit buchstäblich aus dem Fenster geworfen, was öffentlich kaum zu rechtfertigen wäre. Der neue Vorstand bezeichnet eine Komplettabwicklung, selbst wenn diese über einen langen Zeitraum von 10 bis 20 Jahren erfolgt, ebenfalls als zu kostspielig (siehe Artikel). Dennoch wäre eine langfristige Abwicklung der Bank für LT2-Anleihengläubiger ein neutrales Szenario, denn die Zins- und Rückzahlungsverpflichtungen würden bestehen bleiben.
Eine Insolvenz wird derzeit von allen Seiten kategorisch ausgeschlossen, die Verluste und negativen Dominoeffekte für die Wirtschaft wären bei weitem zu hoch (vgl. Lehman-Pleite). Nach 2010 wird zudem bei irischen Banken kein weiterer Kapitalbedarf erwartet. Deshalb sollte auch das aktuell sehr hohe Staatsdefizit Irlands, das zu großen Teilen der Bankenrettung geschuldet ist, stark zurückgehen.
Im Jahr 2009 gab es für den mit Euribor + 0,95% Aufschlag verzinsten 2014er Floater bereits ein Rückkaufangebot zu 55% vom Nominalwert, sodass von ursprünglich 750 Mio. Euro noch rund 360 Mio. Euro nominal ausstehen. Würde der irische Staat der Bank ein weiteres Kaufangebot für die ausstehenden nachrangigen Anleihen bei beispielsweise 65% oder 70% erlauben, dann könnte die Bank wohl allein bei der 2014er LT2 Anleihe erneut einen hohen Millionengewinn erzielen und so die Eigenkapitalbasis weiter verbessern. Der Rückkauf von 388 Mio. Euro Nominale zu einem Preis von 55 % im letzten Jahr brachte der Bank einen Gewinn von rund 175 Mio. Euro, da diese Anleihen 2014 nicht mehr zum Kurs von 100 % zurückbezahlt werden müssen.
Bei Rückzahlung im Jahr 2014 zum Nominale von 100% hat die Bankenanleihe auf aktuellem Kursniveau eine Rendite (Zinsen + Kursanstieg zur Tilgung) von etwa 20% p.a., während der irische Staat sich zu einem niedrigen einstelligen Prozentsatz finanzieren kann. So hat die Januar 2014er Euro-Anleihe Irlands aktuell eine Rendite von unter 4 % p.a.!!!
Ein neues Angebot müsste allerdings deutlich attraktiver sein als beim letzten Mal, um wieder in nennenswertem Umfang Anleihegläubiger zur Annahme zu bewegen. Es macht für die irische Regierung als Alleinaktionär der Bank jedenfalls wenig Sinn, so hohe Zinsen zu bezahlen, während man sich als Eigner der Bank ungleich günstiger refinanzieren kann. Es gibt also eine gute Chance auf ein weiteres attraktiveres Rückkaufangebot (möglicherweise auch für die LT2-Bonds mit längeren Laufzeiten für die es 2009 kein Angebot gab).
Bis zum 29.09.2010 gibt es übrigens eine explizite Staatsgarantie für die 2014er Anleihe, bis dahin ist der Bond also abgesichert und müsste sofort zu einem Preis von 100% bedient werden, falls die Bank bis dahin in die Pleite geschickt würde. Damit die Bank bis in den Oktober hinein solvent bleibt, müssen die zugesagten Milliarden fliessen bzw. zumindest ein Teil davon und welcher Politiker kann dann noch eine Pleite vertreten? Eine Pleite in den kommenden Monaten bis Ende September wäre also ein (völlig unrealistischer) Glücksfall für Halter der 2014er LT2-Anleihe und danach wird der Staat seine Bank auch nicht über den Jordan schicken, wo doch gerade Ende Mai weitere 2 Mrd. Euro in die Bank einbezahlt wurden.
Von Fitch wird die 2014er Anleihe immerhin mit BBB+ (also gerade noch Investment-Grade) und bei Moody's mit Ba1 bewertet. Im April hat die Bank of America eine Kaufempfehlung für LT2 Anleihen von Anglo Irish abgegeben.
Sehr wahrscheinlich gibt es eine Aufspaltung in eine Good Bank, die ein verändertes Geschäftsmodell mit überschaubarem Volumen weiterführt, und eine Bad Bank, in welche dann möglicherweise auch die LT2-Anleihen ausgelagert werden könnten. Denkbar ist auch ein Umtauschangebot in neue Anleihen (evt. mit Staatsgarantie), wo auf einen Teil des Nominalwertes verzichtet würde, wie dies bei anderen irischen und britischen Großbanken der Fall war. Ohne signifikanten finanziellen Vorteil (Aufschlag von ca. 12% bis 15% des Nominalwert auf den aktuellen Kurs) ist wohl kaum ein Anleihengläubiger bereit, seine Stücke umzutauschen oder einem Rückkaufangebot zuzustimmen. Ein Angebot, egal welcher Art, lohnt sich für den Staat wohl nur, falls er (bei der 2014er LT2 Anleihe) zumindest ein dreistelliges Millionenvolumen zu einem Deal motivieren kann und dazu muss der Anreiz groß genug sein. Erst kürzlich gab es Rückkaufangebote für Anleihen von Northern Rock Asset Management und Bradford & Bingley mit beispielsweise 7% bis 10% Aufschlag (vom Nominalwert) auf den letzten Börsenpreis der Anleihen.
Die Möglichkeit der Aufspaltung wird in einem aktuellen Artikel auch vom designierten Vorstand Alan Dukes gegenüber einer Abwicklung bevorzugt. Die aktuellste und ausführliche Abhandlung über Kosten und Möglichkeiten seitens der irischen Finanzaufsicht finden Sie hier. Derzeit wird mit der EU-Kommission über das Restrukturierungsprogramm der Bank und die daraus resultierende Staatsunterstützung, die auch zu einer Verzerrung des Wettbewerbes führt, verhandelt. Eine Liquidierung musste zwar für die EU Kommission explizit geprüft werden, ein Gutachten kam allerdings zu dem Schluss, dass die Neuausrichtung der Bank deutlich billiger käme und auch keine negativen Folgen für die Wirtschaft zu erwarten wären. Ein Beschluss, wie es weiter gehen wird (egal ob Aufspaltung oder Liquidierung oder Kompletterhalt der Bank) sollte dazu führen, dass der derzeitige hohe Unsicherheitsabschlag der Anleihe abgebaut wird, denn eine Pleite (nach Oktober 2010) sollte dann endgültig vom Tisch sein.
Die irische Regierung ist auch unter Zugzwang, da jeglicher Beschluss oder Kommentar der EU-Kommission, der eine Rückzahlungsverpflichtung wahrscheinlicher werden lässt, sich positiv auf den Kurs der Anleihen auswirkt und damit für ein mögliches Angebot einen höheren Aufschlag erforderlich macht. Insofern würde es eigentlich Sinn machen, dass es vor der Entscheidung der EU-Kommission (die für Juli/August erwartet wird) noch ein Rückkaufangebot gibt, allerdings ist dies keine wirtschaftliche Entscheidung, sondern eine politische. Insofern wird es das nächste Rückkaufangebot vermutlich erst im Herbst geben.
Die 2014er Anleihe mit der kürzesten Laufzeit ist eindeutig am attraktivsten (gegenüber den 2016er und 2017er LT2-Anleihen von Anglo Irish), da diese auf dem aktuellen Kursniveau die höchste jährliche Rendite aufweist und bei weitem den höchsten Renditeaufschlag, etwa auf Euro-Swaps oder irische Staatsanleihen.
Gute News war zuletzt auch die Ankündigung der staatlichen Bad Bank NAMA (Problem)Kredite von Anglo Irish aufzukaufen, da sich dadurch die Bilanzsumme und damit Risiken und Eigenkapitalbedarf verringern, was wiederum die Überlebens- und Rettungsaussichten verbessert. Die irische Regierung will durch die Maßnahmen die Kreditvergabe in der irischen Wirtschaft wieder ankurbeln (siehe Artikel). Ein weiterer interessanter Artikel zur Bankensanierung in Irland ist hier zu finden. Mittlerweile wurden mit einem 55% Discount erste Problemkredite durch die NAMA erworben (siehe Artikel).
Fazit: Kursziel 70%
Wie man es auch dreht und wendet, das Risiko, dass die irische Regierung die verstaatlichte Bank ab Oktober 2010 doch noch Pleite gehen lässt, ist recht gering und auch eine wahrscheinliche Bad Bank sollte im Fall einer Anleihen-Auslagerung keine Auswirkungen auf die Rückzahlungsverpflichtung 2014 haben. Deshalb ist ein erneutes Rückkaufangebot, diesmal wohl zu ca. 55% bis 65%, zu erwarten. Geht die Bank in den kommenden Monaten bis 29.09.2010 pleite, dann gibt es 100% vom irischen Staat und damit rund das Doppelte des aktuellen Kursniveaus. Nach dem 29.09.2010 ist die globale Haftung des Staates für Girokontos, Sparkonten, erstrangigen Anleihen und LT2-Anleihen abgelaufen, aber eine Pleite der 100 % im Staatsbesitz befindlichen Bank einfach völlig undenkbar. Ein erstes Kursziel bis Jahresende könnte, basierend auf der Verzinsung der Peer-Group irischer Tier-2 Bankenanleihen von ca. 10 bis 12 % p.a., bei Anleihenkursen von ca. 70% liegen (Rendite dann ca. 11% p.a.). Hieraus ergibt sich ein Kurspotenzial von etwa +40 % auf Sicht von 6 Monaten.